Rosemaries Baby
Manche Filme sind Klassiker, weil sie ein Genre definieren. Andere, weil sie Zeitgeist eingefangen haben. Rosemaries Baby ist beides – und noch ein bisschen mehr.
Manche Filme sind Klassiker, weil sie ein Genre definieren. Andere, weil sie Zeitgeist eingefangen haben. Rosemaries Baby ist beides – und noch ein bisschen mehr.
A24 und der Kult des Erhabenen: Warum ein Indie-Studio das Kino wieder metaphysisch gemacht hat.
Ich weiß nicht, was gerade mit dem Horrorfilm los ist – aber 2025 ist ein verdammt gutes Jahr für’s Grauen. „Weapons“, „Bring Her Back“ und jetzt auch „Together“ – drei völlig unterschiedliche Filme, und doch alle mit diesem Gefühl, dass das Genre gerade wieder richtig mutig wird.
Unser heutiger Film darf glaube ich mit Fug und Recht als Geheimtipp bzw. unbekannte Genreperle betitelt werden. Selbst an vielen interessierten Filmfans oder Genreliebhaber dürfte Saint Maud vorbeigegangen sein. Das ist furchtbar schade! Es handelt sich hier um einen tollen, intensiven und außergewöhnlichen Horrorfilm.
Dass gutes Filmemachen für mich eine Kunstform ist, sollte dem geneigten Leser mittlerweile klar sein. Das Schreiben von Dialogen, das Komponieren eines Drehbuchs, die Kameraführung, der Schnitt – und dazu ein Score, der nicht dominiert, sondern trägt: All das sind Bausteine der Filmkunst. Wenn all diese Elemente ineinandergreifen, entsteht Kino, das mehr ist als Unterhaltung – es wird zu Kunst.
Es gibt Filme, die nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern wie ein Spiegel wirken – ein Spiegel, in dem man plötzlich erkennt, wie sehr wir alle an Sensation, Spektakel und Schlagzeilen hängen. Late Night with the Devil ist so ein Film. Er spielt zwar in den 70er-Jahren, einer Zeit, in der das Fernsehen noch eine Art nationales Lagerfeuer war, aber seine Botschaft trifft mitten ins Heute. Damals saßen Millionen Menschen gleichzeitig vor den Bildschirmen, um gemeinsam zu lachen, zu staunen – oder eben zu schockiertem Schweigen zu erstarren. Heute scrollen wir durch TikTok-Clips und YouTube-Livestreams, aber der Mechanismus ist der gleiche geblieben: Je krasser, desto besser.
Zuletzt haben wir hier über Irreversibel gesprochen – einen Film, der einem den Magen umdreht, einem den Schlaf raubt und die Welt für ein paar Stunden düster und hoffnungslos erscheinen lässt.
Triggerwarnung:
Eigentlich bin ich kein Freund von Remakes. Meistens braucht sie kein Mensch, meistens sind sie schlechter als das Original. Umso überraschter war ich 2018, als Luca Guadagnino es tatsächlich gewagt hat, Dario Argentos Suspiria neu zu interpretieren – und dabei keinen billigen Abklatsch geliefert hat, sondern ein komplett eigenes Werk. Ein Film, der zwar dieselben Eckpfeiler hat (eine Tanzschule, ein Hexenzirkel, eine ahnungslose junge Frau), aber daraus eine völlig andere Erfahrung formt.
Ich erinnere mich noch genau, wie ich den Film das erste Mal gesehen habe – viel zu jung (irgendwas zwischen 12 und 14) , spät abends, alleine im zu Hause. Irgendwo im Fernsehen lief er, und ich blieb hängen. „Ach, Science-Fiction im Schnee, wird schon nicht so schlimm sein“, dachte ich. Tja, falsch gedacht. Was dann kam, war purer Albtraum. Diese Kälte, diese Isolation, diese Gesichter, in denen die Angst langsam wuchs. Und dann diese Kreaturen! So bizarr, so abstoßend – ich musste den Ton leiser drehen, nur um durchzuhalten. Aber wegschalten? Keine Chance. The Thing ist so ein Film: Wenn er dich hat, lässt er dich nicht mehr los. Und so geht's mir auch knapp 30 Jahre später.
Es gibt viele große Liebesfilme. Manche kitschig, manche tragisch, manche voller Pathos und großen Gesten. Aber kein anderer ist wie In the Mood for Love. Dieser Film von Wong Kar-Wai ist für mich – und ich bin mir sicher, für viele andere auch – das schönste, was das Kino jemals über Liebe erzählt hat. Nicht, weil er mit großen Worten um sich schmeißt oder eine aufdringliche Romanze zelebriert, sondern gerade, weil er leise ist. Weil er das Gefühl von Sehnsucht und Verlangen so einfängt, dass man sich fast selbst dabei ertappt, wie man an den Bildern hängenbleibt, in den Pausen, in den Blicken, in den unausgesprochenen Worten.
Unsere heutige Filmbesprechung ist ein Novum für diesen kleinen Kanal.
Am heutigen 7. August startet mit Weapons der zweite Film von Zach Cregger in den Kinos. Was soll ich sagen: Ich habe da mal so richtig Bock drauf!
Wenn man über die Meilensteine der Filmgeschichte spricht – ich meine die großen Momente, in denen sich das Kino spürbar verändert hat – dann tauchen da meist dieselben Namen auf: Citizen Kane, Star Wars, Pulp Fiction, usw.. Alles richtig. Aber wehe dem, der Akira vergisst. Denn Akira ist nicht nur ein stilprägendes Meisterwerk des Anime-Kinos, sondern ein Film, der – ganz nüchtern betrachtet – das Medium Animation neu definiert hat. Und vielleicht sogar ein ganzes Genre, wenn nicht ein ganzes Jahrzehnt, geprägt hat.
James Cameron, der Visionär, der Tüftler, der Mann, der das Blockbusterkino immer wieder auf neue Höhen (oder Tiefen) treibt. Wir sprechen bei ihm schließlich von dem Regisseur von Terminator 2, von Aliens, von Titanic, von Avatar. Filme, die Geschichte geschrieben haben, die jeder kennt und die die Messlatte für das Mainstreamkino gleich mehrfach neu definiert haben. Und doch: The Abyss ist für mich der beste Film von James Cameron. Vielleicht nicht sein bekanntester, sicher nicht sein kommerziell erfolgreichster — aber der Film, in dem er als Regisseur und Geschichtenerzähler sein volles Können in einer einzigartigen, emotionalen Form entfaltet.
Found-Footage-Filme und ich – das ist eine schwierige Beziehung. Ich mag dieses Genre tatsächlich nicht wirklich. Zu oft fühlt sich das an wie ein fauler Trick: Wackelige Kamera, schreiende Leute, ein paar Türen, die zufallen, und am Ende bleibt nur die Hoffnung zurück, der Zuschauer wird es schon gruselig finden. Die meisten Vertreter dieser Gattung wirken improvisiert, unpräzise und schlicht billig. Aber dann kommt ein Film wie Gonjiam: Haunted Asylum – und zeigt, dass es auch ganz anders geht. Dass Found Footage, richtig eingesetzt, sogar eine der wirkungsvollsten Formen des Horrors sein kann.
Es gibt Filme, die wirken mit den Jahren fast prophetisch. The King of Comedy von Martin Scorsese aus dem Jahr 1982 ist so einer. Ein Film, der schon damals begriff, was wir heute täglich sehen: wie gefährlich und zerstörerisch der unstillbare Hunger nach Aufmerksamkeit sein kann. Was ihn so verstörend macht, ist seine Ruhe. Keine Explosionen, kein Blutbad — nur die leise, unangenehme Erkenntnis, dass die Grenze zwischen harmloser Bewunderung und fanatischer Besessenheit dünner ist, als wir glauben.
Am 14. August, also in knapp 5 Wochen startet bei uns im Kino der von mir persönlich heiß erwarteste Film des Jahres (gemeinsam mit "The Long Walk"). Mit "Bring her Back" wird das Regie-Geschwisterpaar, Danny und Michael Pillippou, ihren zweiten Langfilm ins Kino bringen. Wenn meine -aber auch die allgemeine- Erwartungshaltung, nach bisher nur einem Film so enorm hoch ist, dann muss dieses Erstlingswerk etwas ganz besonderes sein. Und um diesen Film soll's heute gehen... Talk To Me!
Actionkino. Ein Genre, das lauter schreit als andere, das Dinge explodieren lässt, Knochen bricht und Pulsadern mit Adrenalin flutet. Und trotzdem – oder gerade deswegen – ist es ein Spiegel seiner Zeit. Der Actionfilm hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur verändert, er hat sich beinahe neu erfunden. Immer wieder. Mal brachial, mal elegant. Mal dumm, mal brillant.
Wer hier öfter reinschaut, wird es schon bemerkt haben: Meine Liebe zum koreanischen Kino ist kein gut gehütetes Geheimnis. Ich habe an dieser Stelle bereits mehrfach meine Faszination für diese eigenwillige, kompromisslose Filmsprache geteilt. Für diese Welt, in der sich Ästhetik und Grausamkeit die Hand reichen, in der Figuren nicht gut oder böse, sondern einfach erschreckend menschlich sind. Heute darf ich euch ein weiteres düsteres Glanzstück aus Südkorea ans Herz legen. Einen Film, der in seiner Konsequenz verstört, in seiner handwerklichen Klasse beeindruckt und in seiner moralischen Tiefe erschüttert: I Saw the Devil.
Es gibt Filme, die einen begleiten. Still. Wie ein dunkler Schatten. Man schaut sie – und sie lassen einen nicht mehr los. Nicht, weil sie besonders laut sind. Nicht, weil sie besonders spektakulär sind. Sondern weil sie etwas tun, was Filme nur selten schaffen: Sie kriechen in einen hinein und bleiben dort. Wie ein schlechter Gedanke, der nicht mehr weggeht. Requiem for a Dream ist genau so ein Film. Ein Stück Kino, das eher wie eine Diagnose wirkt als wie Unterhaltung.
Nicolas Winding Refn:
Es gibt Filme, die schaut man – und es bleibt einfach ein Film. Ehrlich gesagt ist das bei den allermeisten Filmen so. Auch die großen Klassiker sind nach dem Abspann im wahrsten Sinne des Wortes vorbei. Klar, es gibt Filme, die bleiben in Erinnerung oder lassen mich mit Gedanken zurück. Aber eigentlich immer in dem Bewusstsein, eine fiktive oder abstrakte Sache gesehen zu haben.
Wenn bei euch der Abspann von Vanilla Sky über den Bildschirm läuft, gibt es genau zwei Möglichkeiten!