„Werde Zweitzeug*in

Geschrieben am 04.06.2025
von Pressemeldung

Ausstellung im Oelder Rathaus eröffnet



Am Dienstagnachmittag wurde im Foyer des Oelder Rathauses die Wanderausstellung „Werde Zweitzeug*in“ feierlich eröffnet. Die Ausstellung ist Teil der kreisweiten Veranstaltungsreihe „Tacheles Reden“, mit der sechs Städte und Gemeinden im Kreis Warendorf ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus, Ausgrenzung und Intoleranz setzen. Bürgermeisterin Karin Rodeheger begrüßte die Gäste, unter ihnen Sendenhorsts Bürgermeister Carsten Grawunder, Sebastian Seidel, Bürgermeister in Everswinkel und Sassenbergs Bürgermeister Josef Uphoff. Anschließend übernahm Ariane Olek vom Verein ZWEITZEUGEN e.V. die Vorstellung der Ausstellung – sie führte eindrucksvoll in das Konzept und die Inhalte ein und schlug dabei eine Brücke zwischen Geschichte, Erinnerung und heutiger Verantwortung.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die (Über)Lebensgeschichten von vier Holocaust-Überlebenden: Chava Wolf, Henny Brenner, Dr. Leon Weintraub und Wolfgang Lauinger. Jede Biografie beleuchtet unterschiedliche Aspekte der NS-Verfolgung – von Identität über Kontinuität bis hin zu den Traumata, die das Erlebte hinterlassen hat. Die Ausstellung richtet sich an Jugendliche ab 12 Jahren, Schulklassen sowie interessierte Erwachsene und lädt mit multimedialen, interaktiven Elementen dazu ein, sich intensiv mit den Schicksalen auseinanderzusetzen. Ziel ist es, dass Besucher*innen zu „Zweitzeug*innen“ werden – also die Erinnerungen der Zeitzeug*innen weitertragen, wenn diese selbst nicht mehr erzählen können.

Besonders bewegend war die Vorstellung der Geschichte von Chava Wolf, die Ariane Olek im Anschluss exemplarisch erzählte. Sie schilderte eindrücklich Chavas Kindheit mit der aufkommenden Ausgrenzung in Rumänien, ihre gewaltsame Verschleppung in einem überfüllten Viehtransporter nach Transnistrien, das Leben im Lager – geprägt von Hunger, Angst und Kälte – sowie schließlich ihre Auswanderung nach Israel nach dem Kriegsende und den Versuch, mit dem tiefen seelischen Trauma weiterzuleben. Am Ende ihrer Erläuterungen machte Olek deutlich: Alle Zuhörer*innen seien nun selbst zu Zweitzeug*innen von Chava Wolfs Geschichte geworden. Damit wurde auf ganz unmittelbare Weise erlebbar, was das Ziel der Ausstellung ist – die Erinnerungen der Holocaust-Überlebenden weiterzutragen, Zweitzeug*innen auszubilden, die diese bewegenden Geschichten in die Zukunft tragen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Denn mit jedem Tod eines Holocaust-Überlebenden wächst die Bedeutung derer, die zuhören und weitererzählen.