Ich gehe davon aus, dass Du, da Du hier gerade liest, selbst merkst, dass Dein Körper gerade ziemlich in Schieflage gerät. Bei mir persönlich waren es kleine "Symptömchen": mal wieder vergessen, was ich gerade machen wollte (natürlich liegt das am Stress), der Name des Gegenübers war mir komplett entfallen (natürlich genetisch bedingt: in meiner Familie ist es mit der Zuordnung von Namen per se schon schwer) und insgesamt konnte ich den normalen Alltagsstress nicht so gut bewältigen wie sonst. Gesundheitlich gab es dann auch die ein oder andere Baustelle (hey! Ich geh auf die 50 zu, da passiert sowas schon mal... ) und meine Hosen zwicken an allen möglichen und unmöglichen Stellen - wenn ich sie überhaupt noch zu bekomme. Aber spätestens, als ich mit der Familie im Auto saß, die die Heizung auf volle Gradzahl drehte weil alles bibberte und mir schon vorher aus jeder Pore die Schweißtropfen flossen begann ich, mal einen Zusammenhang zwischen "bald 50" und "achja, da war ja was... die Wechseljahre gibts ja auch noch" herzustellen. Und wie passend kam da auch die Kolumne von Jasmin zum Thema Hormone. Klar. Wechseljahre gibt es. Und natürlich wissen wir - Hitzewallungen - DAS Zeichen für diese Zeit. Aber viel mehr war mir persönlich auch nicht klar...
Im ersten Teil unserer Serie zum Thema beschäftigen wir uns deshalb mit dem Thema "Symptome - und was passiert da eigentlich mit uns?". Bevor wir allerdings tiefer ins Thema einsteigen: wir sind kein medizinisches Personal! Wir können euch ein paar Tipps, ein paar Ratschläge, ein wenig mehr Informationen an die Hand geben, wenn ihr aber selbst in dieser Lebensphase seid und merkt, dass es gesundheitlich schwierig ist: sprecht auch mit euren behandelnden Ärzten!
UInd nun möchte ich euch in die "zauberhafte Welt" des weiblichen Körpers entführen...
Was passiert da eigentlich? – Wenn der Körper sich neu sortiert
Viele Frauen beschreiben diese Zeit so: „Ich funktioniere, aber irgendetwas stimmt nicht mehr.“ Der Schlaf kippt, die Stimmung schwankt, der Kreislauf spielt verrückt, das Gewicht verändert sich – und manchmal scheint der Körper plötzlich ein Eigenleben zu führen. Was da passiert, ist kein Rätsel und keine Einbildung.
Es ist eine der größten hormonellen Umstellungen im Leben einer Frau – vergleichbar mit der Pubertät, nur eben andersherum.
Das hormonelle Orchester gerät aus dem Takt
Die Wechseljahre beginnen lange, bevor die Periode endgültig ausbleibt. Diese Phase nennt man Perimenopause, und sie kann sich über vier bis acht Jahre ziehen.
1. Progesteron sinkt zuerst
Das Hormon Progesteron – zuständig für ruhigen Schlaf, Stressabbau und die „innere Gelassenheit“ – nimmt bereits in den frühen 40ern langsam ab.
Ergebnis:
- unruhiger Schlaf,
- Stimmungsschwankungen,
- erhöhte Reizbarkeit,
- Wassereinlagerungen,
- Zwischenblutungen oder verkürzte Zyklen.
Viele merken in dieser Zeit: „Ich bin dünnhäutiger als früher.“ Das liegt nicht am Charakter – das ist Biochemie.
2. Östrogen folgt – und Achterbahn inklusive
Einige Jahre später beginnen auch die Östrogenspiegel zu schwanken. Mal zu hoch, mal zu niedrig, mal gar nichts vorhersehbar. Östrogen beeinflusst über 400 Funktionen im Körper – darunter:
- Temperaturregulation (→ Hitzewallungen),
- Gehirnstoffwechsel (→ Konzentration & Stimmung),
- Knochenaufbau (→ Osteoporose-Risiko),
- Herz-Kreislauf-System,
- Haut, Schleimhäute, Libido.
Diese Schwankungen wirken wie eine hormonelle Achterbahn: Das Gehirn bekommt ständig neue Signale und versucht, nachzuregulieren – mit Schweißausbrüchen, Herzklopfen oder plötzlicher Nervosität.
3. Die Rolle des Gehirns
Im Hypothalamus und der Hypophyse wird das ganze System gesteuert. Sinkt der Östrogenspiegel, interpretiert das Gehirn das als „Alarm“ – es schüttet mehr Steuerhormone aus (FSH, LH), um die Eierstöcke anzukurbeln. Da diese aber langsam ihre Produktion einstellen, verpufft der Effekt – die Hormonspiegel schwanken weiter. Diese Fehlkommunikation zwischen Gehirn und Eierstöcken sorgt für das bekannte „Hormonchaos“.
Warum das alles so spürbar ist
Hormone sind keine isolierten „Frauensachen“. Sie greifen tief in Stoffwechsel, Nervensystem und Emotionen ein. Wenn ihr Gleichgewicht kippt, betrifft das fast alles:
- Schlaf: weniger Progesteron = weniger Tiefschlafphasen
- Stimmung: schwankendes Östrogen beeinflusst Serotonin und Dopamin
- Körpergewicht: langsamerer Stoffwechsel, veränderte Fettverteilung (mehr am Bauch)
- Muskeln & Gelenke: sinkendes Östrogen = weniger Kollagen → Verspannungen, Schmerzen
- Haut & Schleimhäute: Trockenheit, Juckreiz, Blasenreizungen
- Herz-Kreislauf: Blutdruck und Puls steigen, Herzklopfen
- Kognition: Konzentrations- und Wortfindungsstörungen („Brain Fog“)
Das alles ist real, messbar – und nicht „nur im Kopf“.
Wann ist „Schluss“?
Die Menopause selbst ist nur der Zeitpunkt der letzten Regelblutung. Danach folgt die Postmenopause, in der Östrogen und Progesteron dauerhaft niedrig bleiben. Das bringt neue Themen mit sich:
- Knochenabbau,
- Trockenheit der Schleimhäute,
- veränderte Libido,
- und eine höhere Anfälligkeit für Entzündungen.
Aber: Der Körper gewöhnt sich an den neuen Zustand. Viele Frauen berichten, dass sie sich nach einiger Zeit wieder stabiler fühlen – vorausgesetzt, sie nehmen die Beschwerden vorher ernst und steuern gegen.
Was hilft
Die Wechseljahre sind keine Krankheit, aber sie können Beschwerden auslösen, die behandelt werden müssen. Neben Bewegung, Ernährung und Stressmanagement sind medizinische Ansätze oft entscheidend:
- Hormontherapie (HRT): modern, individuell dosierbar, heute viel sicherer als früher.
- Phytoöstrogene: pflanzliche Wirkstoffe aus Soja, Rotklee oder Traubensilberkerze.
- Mikronährstoffe: Magnesium, Vitamin D, Omega-3, B-Vitamine.
- Schlaf- und Stressregulation: Atemtechniken, Yoga, Entspannungsverfahren.
Welche Kombination hilft, ist individuell – aber nichts zu tun ist keine Option. Denn unbehandelte Beschwerden können langfristig zu Bluthochdruck, Depression, Knochenschwäche oder Gewichtszunahme führen.
Fazit
Was in dieser Lebensphase passiert, ist kein Verlust, sondern eine Neuordnung. Aber sie gelingt nur, wenn man versteht, was sich im Körper abspielt – und bereit ist, sich Unterstützung zu holen. Denn Wissen ist der erste Schritt, Kontrolle zurückzugewinnen. Und wer versteht, kann handeln – statt sich durchzubeißen.
In der nächsten Woche schauen wir, welche Möglichkeiten bestehen, durch eigene Initiative das Wohlbefinden wieder zu steigern und das ein oder andere Problemchen in den Griff zu bekommen - klickt wieder rein wenn es hier heißt "Was hilft wirklich? – Ernährung, Nährstoffe und Lebensstil in den Wechseljahren"


