Die neue Ausstellung im Park des Museums für Westfälische Literatur wirft Ihre Schatten voraus. Sie wird am 5. April beim „fest der aufbrüche“ auf dem Kulturgut Haus Nottbeckeröffnet. Im Vorfeld informierten sich die Projektpartner und Förderer bei einem Ausstellungsrundgang mit dem Kuratorenteam über den Stand der Vorbereitungen.
Ist Westfalen mehr als ein Landstrich, in dem Eintopf, Dreifaltigkeit und wortkarge Sturheit regieren? Oder nur ein Verwaltungsbezirk, der mehr mit Bürokratie als mit Identität zu tun hat? Und was ist mit der westfälischen Literatur – eine Fußnote der Geschichte, humorlos und dem Untergang geweiht wie das legendäre „Westfälische Dampfboot“?
Das Ausstellungsprojekt LANDSTRICHE wirft in künstlerischen Installationen und literarischen Objekten einen neuen Blick auf die westfälische Literatur. Im Zentrum der Ausstellung stehen die ortsbezogenen Inszenierungen des Szenografen Jeremias H. Vondrlik, die auf zeitgenössischen Texten des in Hamm geborenen Dichters Christoph Wenzel basieren. Dessen Werke greifen landschaftliche und kulturelle Besonderheiten der Region auf und nehmen Bezug auf die Sammlung des Museums. Die künstlerisch-poetische Auseinandersetzung mit der Literaturgeschichte Westfalens führt zu einer Transformation – einer Verdichtung von Sprache, Raum und Geschichte, der auf einem begehbaren Kunstparcours im Außenraum nachgespürt werden kann. Die räumlichen, objekthaften und akustischen Installationen treten in Dialog mit der Landschaft des Museumsparks und machen Literatur auf eine neue, sinnlich-ästhetische Weise erlebbar. Ergänzend zu den Installationen wird das Gartenhaus im Sinne einer Wissenszentrale zu einem Ort der Dokumentation, an dem die Prozesse der künstlerischen Forschung anhand von zusätzlichen Materialien und Hintergrundinformationen zu den einzelnen Texten und ihren Inszenierungen nachvollzogen werden können.
„Projekte wie LANDSTRICHE zeigen, dass Kunst und Literatur uns nicht nur unterhalten, sondern auch den Blick auf das Vertraute verändern können. Dieser Poesie-Parcours macht die westfälische Landschaft zum Resonanzraum für Geschichten, Erinnerungen und neue Gedanken. Genau deshalb fördern wir solche Projekte – weil sie die Region nicht nur abbilden, sondern sie immer wieder neu erlebbar machen“, so Frank Knura, Vorstandsvorsitzender der Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost.
Eröffnet wird die Ausstellung beim „fest der aufbrüche“ am 5. April im Rahmen des Festivals „aufbrüche – literaturland westfalen 2025“. Von 15.00 bis 22.00 Uhr wird an diesem Tag Literatur in all ihren Formen gefeiert: Die Digital-Poetin Elisa Aseva gibt Kostproben ihrer politisch-essayistischen Kurztexte, der Bestsellerautor Oliver Uschmann lädt zum 20-jährigen Jubiläum seiner „Hartmut und ich“-Romane ein, die New-Adult-Autorin Antonia Wesseling führt mit ihrem „Dark Venice“-Zweiteiler in die romantische Welt der Lagunenstadt, die Slam-Poetin Sandra da Vina präsentiert ihr aktuelles Bühnenprogramm „Plüsch“ und die Lyrikerin Lina Atfah gibt Einblick in den Schreibprozess ihrer eindrucksvollen Poesie, die um die Themen Vertreibung, Flucht und Ankommen in der Fremde kreist. Außerdem wird die Ausstellung LANDSTRICHE mit Gedichten von Christoph Wenzel und Saxofonklängen von Ansgar Elsner eröffnet. Daneben stellen Mitglieder des Netzwerks „literaturland westfalen“ ihre Festivalprojekte vor. Für Musik sorgen „Six of Eight“ um die Sängerin Joyce Nuhill mit Pop-Musik im Blues-Gewand. Durch den Tag führt die Rundfunkjournalistin Gabriele Kraiczek.
„literaturland westfalen [lila:we] ist als starkes Netzwerk wegweisend für einen zeitgemäßen Umgang mit Literatur. Es strahlt weit über Westfalen-Lippe hinaus, bietet aber auch aktuelle Zugänge zu vielen westfälischen Themen. Im Rahmen des Festivals sind abwechslungsreiche Veranstaltungen entstanden, die unser Jubiläumsprogramm zu „1250 Jahre Westfalen“ bereichern – mit Ausstellungen, Poetry Slam, Ferienworkshops und Spaziergängen“, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung.
Die Ausstellung „LANDSTRICHE. Ein westfälischer Poesie-Parcours“ ist bis zum 29. Juni auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde-Stromberg zu erleben. Lesungen, Vermittlungsangebote und Workshops für Kinder und Jugendliche runden das Programm der LANDSTRICHE ab.