"Go back to Hell, bitch." - Mia
Ja, dieser Film ist mittlerweile auch schon wieder über zehn Jahre alt. Wie die Zeit vergeht. Ich weiß noch genau, wie groß meine Vorfreude damals war. Ich bin damals allein ins Kino gegangen (komischerweise wollte niemand mit ;)) – und es war fantastisch.
Gehen wir noch einmal 15 Jahre weiter zurück in die Vergangenheit: Zu Schulzeiten gab es diesen Mythos – den verbotenen, beschlagnahmten und kaum zu bekommenden Film namens "Tanz der Teufel". Irgendjemand hatte ihn angeblich gesehen und erzählte davon. Alles ganz, ganz schlimm: Holzhütte, Dämonen, ein Buch des Blutes und jede Menge krasse Gewalt. Ich habe einiges unternommen, um diesen sagenumwobenen Streifen sehen zu können.
Das Original stammt aus dem Jahr 1981 und hatte seinen Mythos bis in die Mitte der 90er nicht eingebüßt – das will schon was heißen. Tanz der Teufel (inklusive der beiden Fortsetzungen) ist ein Klassiker des Genres. Sam Raimi hat mit einem quasi nicht vorhandenen Budget mal eben den "Waldhütten-Horror" definiert. Bis heute ist der Film ein absoluter Kultklassiker und ein Meilenstein des Horrorfilms.
Somit erklärt sich auch meine enorme Vorfreude auf das Remake von 2013. Nennt mich Banause oder Frevler – aber ich finde das Remake tatsächlich noch besser als das Original von 1981. Evil Dead (2013) ist für mich wahrscheinlich sogar das beste Remake aller Zeiten!
Die Fakten: Erscheinungsdatum: 2013 | Genre: Horror | Laufzeit: 91 Minuten | FSK: 18
Die Story: Fünf Freunde reisen in eine abgelegene Hütte im Wald, um der drogenabhängigen Mia bei ihrem kalten Entzug zu helfen. In der Hütte entdecken sie ein mysteriöses Buch – das Necronomicon –, das versehentlich eine dämonische Macht entfesselt. Einer nach dem anderen werden sie von der finsteren Präsenz besessen, während Mia gegen ihre inneren und äußeren Dämonen kämpft, um zu überleben.
Natürlich war Sam Raimis The Evil Dead damals ein Meilenstein: Mit Mini-Budget, maximalem Wahnsinn und einem völlig überforderten, überdrehten Bruce Campbell erschuf er einen der einflussreichsten Horrorfilme überhaupt. Er war roh, dreckig und revolutionär – keine Frage. Aber: Der Zahn der Zeit nagt. Was einst schockierte, wirkt heute oft eher charmant-lächerlich. Der Humor war unfreiwillig, die Effekte trashig – Kultstatus hin oder her.
Und dann kam 2013! Fede Álvarez nahm denselben Stoff – fünf Freunde, eine Hütte, ein dämonisches Buch – und machte daraus einen verdammten Horror-Albtraum. Kein Augenzwinkern, kein Campbell, kein Comic Relief. Stattdessen: Angst, Ekel, Ernst. Das Remake reißt dir nicht nur die Haut vom Gesicht – es macht das mit chirurgischer Präzision.
Was hier an Splatter und Gewalt zelebriert wird, ist nicht billig – es ist konsequent, handgemacht und exzessiv. Blut regnet buchstäblich vom Himmel, Körper zerfallen, Zungen werden zerschnitten – und das meiste davon tatsächlich ohne hässliches CGI. Make-up und Prothesen sind nach wie vor die beste Art, so etwas zu inszenieren. Keine digitale Weichzeichnung, sondern handfester Horror zum Anfassen (und Wegsehen). Ich sag nur das Stichwort: "Elektro-Brotmesser".
Ich weiß noch, wie mir während meines Kinobesuchs immer wieder dieser Satz durch den Kopf ging: "Wie zum Teufel haben die es geschafft, dass dieser Film ungeschnitten im deutschen Kino läuft?"
Trotz seines viel düstereren und ernsteren Tons verneigt sich Evil Dead (2013) immer wieder subtil – und manchmal auch ganz direkt – vor dem Original von 1981. So gibt es die vertraute Kamerafahrt durch den Wald, die ikonisch das unsichtbare Böse ankündigt, ebenso wie den rustikalen Look der Hütte und natürlich die berühmte Kettensäge. Auch das Necronomicon bleibt das zentrale Auslöserobjekt allen Grauens.
Kleine Details wie der verrottete Oldsmobile Delta 88 – Raimis persönliches Kultauto – im Hintergrund, wirken wie respektvolle Verbeugungen für Kenner, ohne aufgesetzt zu erscheinen. Alles eingebettet in diese fantastische, brachiale Neuinterpretation.
Bei einem Film wie Evil Dead müssen wir nicht lange über Schauspielkunst oder komplexe Charakterentwicklungen sprechen. Alles ist da, alles passt. Es geht einzig und allein um die visuellen Effekte und darum, wie das Grauen inszeniert und umgesetzt wurde.
Die gesamte Tanz der Teufel bzw. Evil Dead-Reihe ist absolut großartig. Vor zwei Jahren kam mit Evil Dead Rise ein ebenfalls starker Beitrag ins Kino, und auch die Klassiker aus den 80ern sind heute noch sehenswert – als Meilensteine, aber auch als Relikte ihrer Zeit.
Genauso wie das beste Remake aller Zeiten, das mittlerweile selbst fast schon ein Klassiker ist – und sich immer noch genauso hart und dreckig anfühlt wie damals, vor zehn Jahren, ganz allein im Kino.
Herzlichst Sebastian