"Inhaltsleerer, seelenloser Mist" - Sebastian
Als ich diesen Blog gestartet habe, war mein Ansinnen, euch ausschließlich sehenswerte Filme vorzustellen und/oder Filme, die man eventuell außerhalb einer Filmbubble als Geheimtipps bezeichnen könnte. Dies soll zukünftig auch genauso weitergehen. Heute jedoch muss ich diesen Blog einmal dazu nutzen, um meinen Ärger zu verarbeiten … Ich habe soeben The Electric State auf Netflix gesehen.
Normalerweise würde ich mich über solch ein sinnloses und inhaltlich leeres Machwerk ja gar nicht mehr aufregen. Ich erwarte von den „großen“ Netflix-Blockbustern ja ohnehin nichts. Aber dieser Film hier hatte ein Budget von 320 Mio. Dollar. Es wäre ja kaum auszudenken, was gute Filmemacher damit anfangen könnten. Die Russo-Brüder sollten sich wirklich in Grund und Boden schämen.
Wir können ja mal diese 320 Millionen umrechnen, das entspricht:
- 12.800-mal One Cut of the Dead
- 32-mal Hereditary
- 48-mal Possessor
Es ist einfach verrückt und ein Schlag ins Gesicht für jeden Filmemacher, der ordinäre Stoffe ins Kino oder auf die Bildschirme bringen möchte.
Die Story: Die junge Michelle reist – auf der Suche nach ihrem Bruder – durch ein postapokalyptisches Amerika. Einst haben die Maschinen rebelliert und mussten weggesperrt werden.
Die Fakten: Erscheinungsjahr 2025, Genre: Sci-Fi, Laufzeit: 128 Min., FSK: wahrscheinlich 12
Ja, die Story ist genauso dünn, wie es sich oben anhört. Der Film versucht auf irgendeiner Ebene (die sich mir nicht erschlossen hat), ein emotionales Sci-Fi-Roadmovie zu sein. Aber emotional ist hier auch mal gar nichts. Es gibt keinerlei Charakterentwicklung, keine Tiefe. Die Dialoge sind mal wieder so flach und nichtssagend, dass eine Toilettenpause wirklich jederzeit gefahrlos möglich ist. Die Figuren sind schlichtweg langweilig, und man ist zu keiner Zeit an deren Schicksal interessiert.
Ich kam während der viel zu langen zwei Stunden und acht Minuten aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Nicht hauptsächlich aus dem Grund, dass hier wirklich alles unglaublich belanglos ist, sondern weil ich einfach nicht glauben konnte, dass hier tatsächlich 320 Mio. Dollar Budget zur Verfügung standen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wo zur Hölle das Geld hingegangen ist. Jedenfalls nicht an talentierte Drehbuchschreiber.
An dieser Stelle könnte ich ja auch noch einige Worte zu den schauspielerischen Leistungen von Millie Bobby Brown und Chris Prett sprechen. Frau Brown bekommt nichts zu tun und guckt einfach bedeutungsschwanger in die Kamera und Chris Prett spielt seinen Starlord einfach 1:1 nochmal. Die größte Leistung der beiden dürfte es gewesen sein, beim überreichen des Paychecks nicht völlig durchzudrehen.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Netflix tatsächlich darauf bedacht ist, deren Blockbuster wirklich leicht konsumierbar zu machen. Der Kunde soll nicht zu sehr eintauchen, soll gar nicht hinterfragen, und er soll alles verstehen – auch wenn nebenbei WhatsApp-Nachrichten geschrieben werden oder ein neuer Highscore im aktuellen Handyspiel aufgestellt wird. Mittlerweile ist dies keine Theorie mehr, sondern gelebte Praxis.
Mit viel Wohlwollen kann man dem Film eine zeitgemäße Optik bescheinigen – aber halt wirklich nicht mehr als das. The Creator sah vor zwei Jahren auch super aus und hatte ein Budget von 80 Mio. Dollar.
Dieser Film ist sowas von Style over Substance – eine leere, emotionslose Hülle. Natürlich sind die Russos auch für genau diese Art von „Unterhaltung“ bekannt. Marvel-Materialschlachten oder – ebenfalls auf Netflix – The Gray Man haben genau diesen Trend vorbereitet, der hier einen schweineteuren Höhepunkt erreicht hat.
Also bitte, lieber Leser, spart euch diese zwei Stunden Lebenszeit. Lest ein Buch, geht spazieren oder trinkt einfach mit euren Lieben ein Glas Wein. All das ist so viel besser.
PS: Netflix, bitte einfach mal ein Zehntel dieses Budgets an einen Filmemacher geben, der tatsächlich einen Film machen will – und keinen langen Mood-Trailer ohne Inhalt.
Herzlichst, Sebastian