The Straight Story - Eine wahre Geschichte

Geschrieben am 06.02.2025
von Sebastian

"Das schlimmste am Altwerden ist die Erinnerung an die Jugend!"


Ich habe tatsächlich länger überlegt, welcher Film der erste in diesem schönen Blog sein soll. Eventuell ein richtiger Schocker, ja eventuell. Oder aber ein bekannter Klassiker, möglich. Mein absoluter Lieblingsfilm? Heute noch nicht.

Am 15.01.2025 ist einer der bedeutendsten und prägendsten Filmemacher aller Zeiten verstorben, David Lynch. Jetzt ist es nur so, die Filme von Lynch sind komplex, verworren und ganz sicher nicht einfach zu durchdringen. Manche würden vielleicht sagen, seine Filme seien zusammenhanglos und künstlich Künsterisch. Mich persönlich hat seine Filmografie beeinflusst und meine Sehgewohnheiten erweitert, in meinen Augen gehört sein Meisterwerk "Mulholland Drive" zu dem besten was jemals auf Zelluloid gebannt wurde.

Heute möchte ich aber über den Unlynchesten David Lynch Film sprechen. Hier wird eine lineare und wundervolle Handlung erzählt, ohne Netz und doppelten Boden. Anders gesagt, A Straight Story. Somit eine Empfehlung für jeden, sogar für jung und alt.

Die Fakten: Erscheinungsjahr 1999, Laufzeit 112 min, Drama / Roadmovie, Altersfreigabe ab 6 Jahren

Die Story: Irgendwo in Iowa lebt Alvin Straight. Alvin ist 72 Jahre alt und gesundheitlich geht es bergab. Er leidet unter straken Hüftschmerzen, so dass er zwei Stöcke braucht um sich fortzubewegen. Er raucht, obwohl sein Arzt ihn bittet dies zu unterlassen und seine Sehkraft ist auch bei weitem nicht mehr die beste. Kurzgesagt, Alvin befindet sich auf der Zielgeraden seines Lebens. Alvin hat einen Wunsch, eine Sache die noch erledigt werden muss. Vor zehn Jahren hat es sich mit seinem Bruder Harry zerstritten. Alvin möchte sich unbedingt noch mit seinem Bruder aussöhnen und diesen nochmals in die Arme schließen, den kein Bund ist stärker als Famile. Da Alvin auf Grund seiner schlechten Augen keinen Führerschein mehr besitzt, macht er sich -trotz aller Skepsis seiner Freunde und seiner Tochter- auf den Weg zu seinem Bruder. Dieser wohnt knapp 400km entfernt. Und so steigt Alvin eines Tages auf seinen Aufsitzrasenmäher (ja richtig gelesen) und fährt durch das triste Amerika um sich mit 8km/h seinen Wunsch zu erfüllen.

The Straight Story ist ein wahrlich besonderer Film, nicht nur im Werk von David Lynch. Es beginnt schon damit, dass hier alle Menschen erstmal nett zueinander sind. Der gesamte Film strahlt eine Wärme und Geborgenheit aus, die es in dieser natürlichen Darstellung eigentlich nie im Kino zu sehen gibt. Nicht wird dramatisiert, nichts wird künstlich aufgeblasen. Wir folgen einem alten Mann auf seinem Rasenmäher Richtung Sonnenuntergang. 
Der meisterhaften Regie, die dem Zuschauer alle Zeit der Welt gibt diese Reise gemeinsam mit Alvin Straight zu erleben, ist es zu verdanken, dass dieser Film nicht eine Sekunde langweilig ist. Ja wir fiebern mit, ob der Fahrtwind nun wieder den Cowboyhut von Alvis Kopf bläst oder nicht.

Eine ganz besondere Stärke liegt auch im Drehbuch, welches erstmals nicht von David Lynch selbst verfasst wurde. Die Dialoge sind so realistisch und einfühlsam geschrieben das sie zu Tränen rühren. Wenn Alvin erklärt wie es ist alt zu sein bzw. zu werden, oder uns -dem Zuschauer- darauf aufmerksam macht wie wunderschön der Sternenhimmel ist. Das Erzähltempo ist aus heutiger sehr langsam, ungefähr so langsam wie ein Aufsitzrasenmäher aber dieses Tempo tut dem Film unglaublich gut.  

Richard Farnsworth als Alvin Straight spielt diese Rolle nicht nur, er lebt sie. Man muss wissen, dass sich Herr Farnsworth ein Jahr nach dem erscheinen des Films das Leben genommen hat, da er unheilbar krebskrank war. Es ist unglaublich, das er diese Rolle übernommen hat. Die Rolle eines alten kranken Mannes. 
 

Fazit: Ein wundervoller warmerherziger und beeindruckender Film, er rührt zu Tränen und regt zum nachdenken an. Wie wird es uns einst ergehen. Ein Film über Familie und Glück, Angst und Verlust. 

Herzlichst Sebastian