"Besser ein König für eine Nacht, als ein Bettler fürs Leben." - Rupert Pupkin
Es gibt Filme, die wirken mit den Jahren fast prophetisch. The King of Comedy von Martin Scorsese aus dem Jahr 1982 ist so einer. Ein Film, der schon damals begriff, was wir heute täglich sehen: wie gefährlich und zerstörerisch der unstillbare Hunger nach Aufmerksamkeit sein kann. Was ihn so verstörend macht, ist seine Ruhe. Keine Explosionen, kein Blutbad — nur die leise, unangenehme Erkenntnis, dass die Grenze zwischen harmloser Bewunderung und fanatischer Besessenheit dünner ist, als wir glauben.
Scorsese erzählt diese Geschichte mit beeindruckender Ruhe und sehr geerdet. Gerade das macht ihn so schmerzhaft. Denn wir alle kennen Menschen wie Rupert Pupkin. Vielleicht sind wir selbst nicht so weit entfernt von ihm, wie wir es uns wünschen würden. Dieses Drama trifft uns Zuschauer, weil es uns den Spiegel vorhält: Den Traum, „jemand zu sein“. Den Drang, gesehen zu werden. Den Glauben, dass alles möglich ist — auch wenn es auf Kosten anderer geht.
Die Fakten: Erscheinungsjahr: 1982, Genre: Drama / Satire, Laufzeit: 109 Minuten, FSK: 12
Die Story: Rupert Pupkin ist ein gescheiterter Komiker mit einem unerschütterlichen Glauben an sich selbst. Sein Idol: der gefeierte Late-Night-Host Jerry Langford. Rupert verfolgt ihn, bedrängt ihn, bittet ihn um eine Chance — und als diese Chance nicht kommt, nimmt er sie sich mit Gewalt. Eine Entführung, ein letzter verzweifelter Versuch, der Welt zu beweisen, dass er dazugehört.
Was diesen Film so besonders macht, ist die Art, wie er seine düstere Thematik in eine fast sterile, beklemmend sachliche Atmosphäre kleidet. Scorsese inszeniert keine klassische Tragödie, sondern eine Gesellschaftsstudie: Was passiert mit einem Menschen, wenn er vom Traum der großen Bühne aufgefressen wird? Wie weit geht jemand, um endlich gesehen zu werden?
Beeindruckend ist auch die Konsequenz der Figurenzeichnung. Rupert ist nicht einfach nur verrückt. Er ist überzeugend. Überzeugend genug, dass man seine Gedankengänge fast nachvollziehen kann — und genau das ist das Beängstigende.
Der Film wurde in den letzten Jahren oft im Kontext von Joker (2019) erwähnt — vor allem wegen einer ganz besonderen Szene: Robert De Niro steht dort Jahre später als Showmaster wieder auf der Bühne — diesmal mit einem Clown als Gast. Ein bitterer, zynischer Kreis schließt sich: Was in The King of Comedy noch bedrückend still war, wird in Joker zur offenen Eskalation.
Doch The King of Comedy bleibt der subtilere, tiefere Film. Ein Film über Einsamkeit. Über das giftige Versprechen des Ruhms. Über eine Gesellschaft, die Menschen wie Rupert erst schafft — und dann verlacht.
Wenn man ihn sieht, bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Und vielleicht ist genau das seine größte Stärke: dass er nicht nur zeigt, was passiert, wenn einer seinen Verstand verliert — sondern auch, was wir alle verlieren, wenn wir diesen Wahnsinn normal finden.
Dieser Film ist ein absolutes Meisterwerk. Martin Scorsese ist der vielleicht größte Regisseur unserer Zeit und dies ist einer seiner besten Filme. Solltet ihr diesen Klassiker der Filmgeschichte noch nicht kennen, dann wünsche ich euch einen besonderen Filmabend!
Herzlichst Sebastian