"Kein Genre ist so vielfältig wie der Horrorfilm"
Warum tue ich mir das an? Warum setze ich mich freiwillig der Angst aus, schaue zu, wie Menschen von Monstern gejagt werden oder in tiefste Abgründe stürzen? Ganz einfach: Horrorfilme sind spannend, kreativ und bieten mehr als nur Schockeffekte.
Kaum ein anderes Genre ist so vielseitig. Ob psychologischer Horror, blutiger Splatter oder subtiler Grusel – Horror kann unterschiedlichste Geschichten erzählen. Actionfilme zb. setzen oft auf dieselben Muster: Verfolgungsjagden, Explosionen, ein unverwundbarer Held. Horror wagt mehr. Filme wie "The Witch" oder "It Follows" brechen mit Erwartungen, setzen auf Atmosphäre statt laute Effekte. Diese Vielfalt sorgt dafür, dass Horror immer wieder neu erfunden wird. Von psychologischen Grusel wie zb. in "Der Babadook" bis hin zur Terror-Schlachtplatte "New French Extremity" kann man alles erleben. Ebenfalls können wir unter den Oberbegriff Horror auch Komödien erleben. Der bereits hier vorgestellte "One Cut of The Dead" oder ein "Tucker and Dale vs. Evil" sind hier zu nennen. Auch hat kein anderes Genre so unendlich viele Subgernes, der Horrorfilm ist unerschöpflich und kann immer wieder neu sein.
Gewalt spielt dabei eine besondere Rolle - ja das Stimmt, aber - in guten Horrorfilmen ist sie kein Selbstzweck, sondern Teil der Erzählung. "Martyrs" nutzt extreme Brutalität, um eine Geschichte über Leid und Erlösung zu erzählen. "Midsommar" setzt gezielte Gewaltdarstellung ein, um den Kontrast zwischen idyllischer Umgebung und Grauen zu verstärken. Regisseure wie Dario Argento oder Takashi Miike zeigen, dass Gewalt stilisiert werden kann, fast wie Kunst. Auch Filme in denen die Gewalt absichtlich ins Groteske gesteigert und nahzu Comichaft überzeichnet wird können richtig Spaß machen.
Moderne Horrorfilme gehen oft über einfache Gruseleffekte hinaus. "Get Out" thematisiert Rassismus, "Hereditary" die Zerbrechlichkeit von Familien. Diese Filme hinterlassen Fragen, regen zum Nachdenken an. Horror kann Spiegel der Gesellschaft sein, Unsicherheiten aufzeigen, Ängste verarbeiten. Er bleibt im Kopf, lässt sich interpretieren und auf die reale Welt übertragen.
Natürlich gibt es viel Schund. Billige Jump-Scare-Filme, einfallslose Fortsetzungen. Doch das Niveau intelligenter Horrorfilme steigt. Regisseure wie Jordan Peele oder Robert Eggers setzen auf starke Drehbücher, atmosphärische Inszenierung, vielschichtige Figuren. Filme wie "The Lighthouse" oder der sensationelle und tief traurige Klassiker "Wenn die Gondeln Trauer tragen" zeigen, dass Horror anspruchsvoll sein kann. Er kann es nicht nur sein, sondern er sollte es mittlerweile auch.
Besonders aus Asien kommen beeindruckende Horrorfilme. "The Wailing" aus Südkorea verbindet Folklore mit psychologischem Schrecken. "Ringu" und "Ju-on" prägten das Genre nachhaltig. Auch aus Thailand und Indonesien kommen starke Werke wie "The Medium" oder "Impetigore". Diese Filme zeigen eine andere Erzählweise, spielen mit kulturellen Mythen und verstärken die unheimliche Atmosphäre.
Vielleicht liegt meine Begeisterung nicht nur an der Qualität dieser Filme. Vielleicht bin ich einfach ein bisschen verrückt. Während andere sich entspannen, will ich mich erschrecken, mich unwohl fühlen, mich der Angst stellen. Vielleicht mag ich einfach den Adrenalinschub oder genieße es, mich nach einem Horrorfilm erleichtert daran zu erinnern, dass alles nur Fiktion war.
Horrorfilme nehmen mich mit auf eine Reise in das Unbekannte. Sie fordern heraus, bleiben in Erinnerung, lösen starke Emotionen aus. Deshalb liebe ich sie – und wenn du es noch nicht tust, solltest du es vielleicht einmal ausprobieren.
Herzlichst Sebastian