One Cut of The Dead

Geschrieben am 06.03.2025
von Sebastian

"Mach bloß die Kamera nicht aus"


One Cut of the Dead ist eine japanische Zombie-Comedy von Shin’ichirō Ueda aus dem Jahr 2017. Super Lustig, super sympathisch und super viel Liebe zum Film! Was als Low-Budget-Zombiefilm begann, entwickelte sich schnell zu einem weltweiten Phänomen, das Kritiker und Zuschauer gleichermaßen begeisterte. Der Film überzeugt mit seiner originellen Erzählweise, seinem unerschöpflichen Charme und einer tiefen Liebe zum Filmemachen selbst.

Der Film beginnt mit einer 37-minütigen Plansequenz: Ein kleines Filmteam dreht einen Zombiefilm in einer verlassenen Wasseraufbereitungsanlage, als plötzlich echte Zombies auftauchen. Der Regisseur schreit seine Crew an, die Kamera niemals auszuschalten – koste es, was es wolle. An dieser Stelle möchte ich jeden von euch ermutigen, diese 37 Minuten durchzuhalten. Hier werdet ihr euch das ein und andere Mal fragen, was zur Hölle ihr euch gerade anguckt. Dranbleiben, es wird sich lohnen.

Die Fakten: Laufzeit 96 Minuten, Genre: Komödie, Erscheinungsdatum: 2017, FSK: ab 16 Jahren 

Die Story: Nachwuchsregisseur Higurashi möchte einen Low Budget Zombie Film drehen, nichts klappt wie es sollte. Als plötzlich eine echte Zombiehorde über das Set herfällt, sind die Probleme gelöst. Er muss nur weiterfilmen.

 

Was anfangs wie ein klassischer, wenn auch ungewöhnlich inszenierter Zombiefilm wirkt, nimmt nach diesem ersten Akt eine völlig neue Richtung. Ohne zu viel zu verraten: Die Geschichte springt zurück und erzählt, wie dieser chaotische Dreh überhaupt zustande kam. Dadurch verwandelt sich der Film von einem Horrorfilm in eine grandiose Metakomödie über das Filmemachen selbst.

Shin’ichirō Ueda beweist beeindruckendes handwerkliches Geschick, indem er den Film in mehreren Ebenen erzählt. Der scheinbar holprige und amateurhafte Stil des ersten Akts entpuppt sich später als absichtlich inszeniertes Chaos. Sobald die zweite Hälfte des Films beginnt, werden zahlreiche absurde Momente aus der ersten Hälfte auf urkomische Weise erklärt.

Die Low-Budget-Produktion (nur ca. 25.000 Dollar - dafür bekommt eine Hollywood Produktion wahrscheinlich nicht mal das Catering finanziert) nutzt ihre begrenzten Mittel mit erstaunlicher Kreativität. Statt sich auf aufwendige Spezialeffekte zu verlassen, setzt der Film auf charmante, handgemachte Effekte und Improvisation. Es macht einfach große Freude dies zu sehen.

Takayuki Hamatsu brilliert als überdrehter Regisseur Higurashi, der zwischen Wahnsinn und Genialität schwankt. Seine Darstellung wird im Laufe des Films immer vielschichtiger, besonders wenn seine wahre Motivation enthüllt wird. Die gesamte Besetzung – bestehend aus Studenten einer Filmhochschule – bringt ihre Rollen mit großer Leidenschaft und Humor auf die Leinwand. Hier schlägt die Leidenschaft fürs Filme machen jedes noch so hohe Budget.

Hinter dem Comedy-Chaos steckt eine Liebeserklärung an das Filmemachen. One Cut of the Dead zeigt, dass großartige Filme nicht von Budgets abhängen, sondern von Kreativität, Teamwork und Leidenschaft. Besonders die zweite Hälfte offenbart, wie sehr sich eine Filmcrew in ein Projekt hineinhängt – trotz aller Hindernisse und Pannen.

Gleichzeitig ist der Film eine Parodie auf die oft chaotische Realität von Low-Budget-Filmproduktionen, bei denen Improvisation der Schlüssel zum Erfolg ist. Es geht auch um familiären Zusammenhalt, das Überwinden von Zweifeln und die Freude am kreativen Schaffen.

One Cut of the Dead ist weit mehr als nur ein weiterer Zombiefilm. Er ist ein einzigartiges Filmexperiment, das mit den Erwartungen des Publikums spielt und am Ende eine unerwartet herzerwärmende Botschaft hinterlässt. Was als trashiger Horror beginnt, endet als einer der charmantesten und cleversten Filme der letzten Jahre.

Wer sich auf den unkonventionellen Erzählstil einlässt, wird mit einer der kreativsten Filmkomödien belohnt, die das Kino in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Absolute Empfehlung!

Herzlichst Sebastian